#Lehrstuhlspecial: Der Lehrstuhl für Elektrische Energietechnik
In unserem Lehrstuhlspecial stellen wir in jeder Ausgabe unseres Newsletters einen der Lehrstühle unseres Departments und den jeweiligen Lehrstuhlinhaber vor. Zum Abschluss des Jahres besuchen wir den Lehrstuhl für Elektrische Energietechnik, der seit April diesen Jahres unter der Leitung von Frau Prof. Lehner steht.
Kurzinfo:
Name: Susanne Lehner
Lehrstuhl: Lehrstuhl für Elektrische Energietechnik
Forschungsgebiet: Elektrochemische Speicher
Liebe Frau Lehner, Sie sind ein echtes Erlanger „Eigengewächs“, ist das richtig?
Ja, ich habe selbst hier in Erlangen studiert. Ganz klassisch EEI, allerdings damals noch auf Diplom. Meine Vertiefungsrichtung war Automatisierungstechnik und ich habe viel im Bereich der Modellbildung und auch bereits der Energietechnik belegt.
Und wie verlief Ihr Weg von der Studentin hin zur Professorin?
Nach dem Studium hat es mich an die RWTH Aachen University gezogen. Ich habe hier im Bereich der Batteriesystemtechnik promoviert und auch einige Jahre als Oberingenieurin gearbeitet. Dann wollte ich als Ingenieurin unbedingt auch mal in der Industrie tätig sein und bin 2017 nach Augsburg zur MAN Energy Solutions gewechselt. Hier habe ich zunächst den Bereich der Hybrid- und Batteriesysteme in der Entwicklung aufgebaut und schließlich die Technologieentwicklung geleitet.
Am Lehrstuhl bin ich noch ganz frisch. Ich bin im April 2024 zurück an die FAU gekommen. Der Forscherdrang hatte hier gesiegt, ich wollte gerne wieder tiefer auch in Grundlagenthemen blicken und dies zugleich wieder enger mit der Lehre verknüpfen. Der Kontakt hierzu war auch während der Industriezeit über einen Lehrauftrag an der TUM vorhanden und mir hat die Zusammenarbeit mit Studierenden immer sehr viel Spaß bereitet.
Wie sieht denn so der typische Arbeitsalltag einer Lehrstuhlinhaberin aus?
Auf jeden Fall abwechslungsreich. Aktuell bin ich neben dem semesterbegleitenden Aufbau meiner Vorlesungen dabei auch die Labore im elektrochemischen Bereich von Grund auf neu aufzubauen. Das beinhaltet natürlich zum einen die Auswahl wissenschaftlicher Geräte, die möglichst gut für unsere Forschungsfragen nutzbar sind, zum anderen aber auch viele administrative Tätigkeiten darüber hinaus. Da natürlich auch immer mehr Projekte mit Partnern dazukommen sollen, bin ich auch viel im Austausch zu Forschungsideen mit Firmen und universitären Partnern. Ich verbringe einige Zeit auf Konferenzen und bei Vorträgen und natürlich nimmt auch der Austausch mit Studierenden einen wichtigen Anteil ein. Unsere Forschungsergebnisse wollen wir zudem natürlich publizieren, so dass es auch immer wieder Phasen gibt, in denen ich mich dem Schreiben von wissenschaftlichen Papern widme. Gerade diese hohe Varianz an Aufgaben und die vielen Schnittstellen mit anderen Personen ist es aber, was die Tätigkeit so spannend macht und ich freue mich sehr in diesem Umfeld an der FAU zu arbeiten.
Einige Studierende kennen Ihren Lehrstuhl vielleicht noch unter dem Titel „Elektrische Antriebe und Maschinen“ …
Ja, wir sind kein junger Lehrstuhl – tatsächlich haben wir erst kürzlich das 50jähriges Bestehen gefeiert, blicken also schon auf eine lange Historie zurück. Der Fokus war zunächst lange Zeit auf dem Bereich der Elektrischen Antriebe und Maschinen. In den letzten Jahren wurde das Forschungsportfolio dann sukzessive erweitert und adressiert inzwischen viele weitere Kerntechnologien der Energie- und Verkehrswende. So hielten über die Professur von Frau Prof. Zeis zu den Elektrischen Wasserstoffsystemen mit den Brennstoffzellen und Redox-Flow-Batterien die ersten elektrochemischen Anwendungen Einzug. Mit meiner Übernahme des Lehrstuhls kamen dann die elektorchemischen Energiespeicher insbesondere natürlich die Li-Ionen Batterien und das zugehörige Energiemanagement von hybriden Systemen dazu. Der forschungstechnisch breiten Aufstellung tragen wir durch unseren nun auch neuen Lehrstuhlnamen Rechnung.
Aktuell sind wir ca. 25 Mitarbeitende. Hier ist allerdings durch die Neuausrichtung und Erweiterung auf drei Professuren aktuell viel im Umbruch und wir planen gerade auch im wissenschaftlichen Bereich in den kommenden Jahren noch deutlich zu wachsen.
Könnten Sie uns ein bisschen über Ihr Forschungsgebiet erzählen? Wie sind Sie auf das Thema gekommen und was genau fasziniert Sie so daran?
Das Thema der Energiewende war mir schon immer ein Anliegen und stellt aus meiner Sicht eine der wichtigsten Fragestellungen unserer Zeit dar. Ich bin überzeugt, dass wir zwingend und schnell einen Wechsel hin zu erneuerbaren Energien und eine möglichst weitgehende Dekarbonisierung aller Sektoren erreichen müssen. Daher möchte ich mit meiner Forschung einen Beitrag dazu leisten, dass wir erfolgreich gegen den Klimawandel arbeiten und zugleich weder Industriezweige überfordern oder substantiell an Lebensstandard einbüßen.
Elektrochemische Speicher stellen hierfür sowohl in mobilen Anwendungen wie Elektrofahrzeugen als auch im stationären Bereich beispielsweise zum Ausgleich von Fluktuationen eine Kernkomponente dar und haben dadurch mein besonderes Interesse geweckt. Als zugleich noch verhältnismäßig junge Technologie und durch den stark interdisziplinären Charakter (Chemie – Elektrotechnik – Maschinenbau) gab und gibt es hier unfassbar viele spannende und sehr unterschiedliche Fragestellungen, denen ich mich weiterhin sehr gerne mit meinem Team widme.
Wie komme ich denn als Studierende(r) mit dem Lehrstuhl in Kontakt? Gibt es einige Studiengänge, die besonders häufig am Lehrstuhl vertreten sind?
Tatsächlich kommt man mit unseren Vorlesungen vor allem gegen Ende des Bachelors bzw. im Master in Kontakt. Eine Ausnahme hierzu stellt das Fach Grundlagen der Elektrischen Antriebstechnik dar. Dieses und dann im Anschluss auch das für einige Studiengänge zugehörige Praktikum steht bereits im dritten Semester auf dem Programm.
Da wir drei Professoren am Lehrstuhl sind und hierbei ganz unterschiedliche Forschungsfelder abdecken, sind wir naturgemäß sehr interdisziplinär aufgestellt. So gibt es bei uns auch viele Forschungsfragestellungen im materiallastigen und thermischen Bereich. Zudem spielen auch alle Formen der Datenanalyse und maschinelles Lernen gerade im Bereich der Energiespeicher mit der hohen Zahl an Einzelzellen eine große Rolle. Dadurch finden bei uns natürlich unter anderem auch Studierende aus ACES, Clean Energy Processes, Energietechnik, Elektrotechnik, Mechatronik und Autonomy Technologies ihren Platz und wir bieten Veranstaltungen auf Deutsch und Englisch an.
Besonders spannend finde ich, dass man bei uns die ganze Kette bearbeiten kann, von sehr praktischen Themen im Labor, über die Hardwareentwicklung im Bereich der Ansteuerung und des Monitorings bis hin zu den simulativen, rein rechnergestützten Fragestellungen. Es gibt also auch für unterschiedlichsten Interessenslagen die Möglichkeit einer spannenden Abschlussarbeit.
Liebe Frau Lehner, vielen Dank für dieses informative Interview!